Ketzin 8, ein jungbronzezeitliches Siedlungsareal

Die archäologische Begleitung der Bauarbeiten von 2013 bis 2014.
Der Ketziner Fährberg ist seit über hundert Jahren als Wohn- und Begräbnisstätte verschiedener prähistorischer Kulturen bekannt; die ältesten Funde reichen bis ca. 3200 Jahre v. Chr. in die Jungsteinzeit zurück. Daher sind große Teile des Fährbergs vom Brandenburgischen Landesamt für Denkmalpflege als Bodendenkmal ausgewiesen und unter Schutz gestellt worden; Bauherren sind zu einer sachgerechten Dokumentation möglicher Befunde und Bergung auftretender Funde verpflichtet.

Östlich der Fähre liegt Fundplatz Ketzin 8 mit Funden der Slawen-, Bronze- und Jungsteinzeit. Hier wurden für einen Hausneubau die Bodenarbeiten, d.h. der Bodenaustausch für die Hausfläche, das Ausheben einer Grube für den Schmutzwassertank und die Verlegung der Versorgungsmedien archäologisch begleitet. Zusammengenommen konnte so eine Fläche von ca. 400 Quadratmetern kontrolliert werden. Mit 180 archäologisch relevanten Befunden, die sich vermutlich bei einer Ausgrabung in weit mehr Einzelbefunde aufgespaltet hätten, ist die Fläche dicht belegt. Auf dem dokumentierten Planum der Hausfläche zeigen sich kaum befundfreie Flecken, die Befunde bilden Komplexe und überlagern sich gegenseitig.

Diese in Abbildung 1 gezeigte Befunddichte ist nicht alltäglich; hier wurde nicht nur jahrzehnte- sondern jahrhundertelang gesiedelt. Da die Befunde der Hausfläche nicht ausgegraben, sondern in diesem Zustand überbaut wurden, gibt es nur wenige Informationen zum Inhalt und zur Datierung. Bei etlichen größeren, runden Gruben dürfte es sich um Speichergruben handeln, einige kleine runde Grübchen sind wohl Pfostenspuren. Auffällig sind einige Gruben, die überwiegend bis ausschließlich mit Muschelschalen angefüllt waren.

Viele der auf dieser Planumsebene gefundenen Scherben tragen typisch jungbronzezeitliche Verzierungen, einige wenige Scherben sind jungsteinzeitlich verziert; die Masse der Keramik ist unverziert, grob und nur allgemein in die Urgeschichte datierbar. Slawische Scherben waren nicht identifizierbar. Auch die wenigen, komplett ausgegrabenen Befunde im Bereich des zukünftigen Schmutzwassertanks zeigen diese Fundverteiltung. Hier konnten in einer Grube ein fast vollständiger, aber zerbrochener jungbronzezeitlicher Doppelkonus (Bild) geborgen werden, von der Sohle des daneben liegenden Grubenhauses stammt das Klingenende eines Bronzemessers (Bild).

Durch das Grubenhaus und die Menge der Keramik ist eine Siedlung für die Jungbronzezeit nachgewiesen.
Die Verteilung der neolithischen Keramik auf dem Fundplatz kann zwei Ursachen haben. Möglicherweise befand sich schon 2000 Jahre vor der Jungbronzezeit eine steinzeitliche Siedlung an dieser Stelle und die verbliebenen Spuren wurden von den Bronzezeitlern überbaut. Wahrscheinlicher ist aber eine Siedlung oben auf der Kuppe des Fährbergs; in den folgenden 2000 Jahre erodierte der Humusboden mit den Spuren der steinzeitlichen Siedlung und sammelte sich im flachen Uferbereich an. Dass ein derartiger Erosionsprozess stattgefunden hat, belegt die mächtige, 80-100 cm starke Humusschicht im Bereich der Baufläche.

Text und Fotos: U. Bauer, 2015

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Abb. 1: Das dokumentierte Planum der Hausbaugrube liegt etwa 0,8 bis 1m unter der Geländeoberfläche. Die Befunde wurden nicht ausgegraben, sondern mit Sand abgedeckt und überbaut.

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Abb. 2: Die bronzezeitlichen Riefenverzierungen bilden den Hauptanteil der verzierten Keramik.

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Abb. 3: Einge Scherben sind typisch junsteinzeitlich verziert.